Wir lassen uns berieseln,
- Magalie
- 17. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
statt bei uns selbst zu sein.
Ablenkung ist oft ein Schutzschild gegen all das, was in uns laut wird, sobald es um uns herum still wird.
Ganz gleich ob es die Musik am Morgen ist, der Podcast im Ohr auf dem Weg oder durch Social Media zu scrollen im Badezimmer. Es ist so viel leichter, sich der Ablenkung hinzugeben und sich von der Stimmung leiten und tragen zu lassen, die die Medien um uns transportieren.
Oftmals eine super gute Möglichkeit, um uns aufzuputschen und aufzuheitern.
Doch was passiert, wenn wir die Stille zulassen? Wenn wir mal hinhören, was da ist?
Mein letztes Jahr hat im privaten ein unschönes Ende genommen.
Der letzte Monat in 2024 war die vielleicht bisher größte Herausforderung in meinem Leben. Es geht um einen Verlust in der Familie- und irgendwann, denke ich, wird auch das mal Thema hier sein. Doch für jetzt reicht es, das anzudeuten, da das der Auftakt war, darüber nachzudenken, was ich brauche, um gut durch diese Zeit zu kommen.

Bei mir lief immer viel über Ablenkung, Motivation und Inspiration von außen und ich habe es ehrlich gesagt kaum gemerkt. Es gibt meine Power-Songs, meine "Du schaffst das schon"-Lieder, mein “Ich kann nicht einschlafen”- Hörbuch und habe bei jeder Tätigkeit, die nicht 100% Aufmerksamkeit braucht, einen Podcast oder ein interessantes Video an. Ich kann mich oft gut selbst motivieren, kenne meine Emotionen sehr gut, kann sie (meistens) gut steuern und wenn ich das nicht mehr kann, dann habe ich gelernt, dass es maximal sinnvoll ist, darüber zu sprechen (früher oder später).
Aber etwas einfach aushalten? Etwas nicht ändern können? Einfach dabei zu stehen und alles aus der Hand geben zu müssen? Keine Kontrolle zu haben? Wenn selbst Reden den Zustand zwar besser macht aber nicht auflösen kann? Das war neu.
Mir wurde klar: Wenn ich da jetzt nicht durchgehe, dann wird es mich irgendwann einholen. Also:
Keine Ablenkung mehr. Keine Musik. Kein Podcast. Kein Hörbuch. Stille! Gedanken, Gefühle… Ihr seid alle eingeladen! Kommt, lasst uns zusammen da durchgehen.
Bewegung! Als hätte ichs gewusst, war ich zum Glück schon für zwei Halbmarathon und einen Marathon angemeldet! Bester Plan ever!!! Zudem haben wir uns im Januar noch einer Laufgruppe angeschlossen. Die richtig schnellen Leute!
Und!! Ich habe den großartigsten Partner an meiner Seite, der mich fürs Mountainbiken begeistert hat und mir einfach ein Fahrrad unter den Po geschoben hat! :) Und so sind wir fast jedes Wochenende draußen in der Natur. Mein Körper in den Genuss bringen, in Erschöpfungs- und Adrenalinzustände holen. Mega wichtig, das alles irgendwo rauszulassen mit dem richtigen Ventil!
Zusätzlich ziehe ich mich aus Dingen und Themen raus, die mir nicht gut tun und lasse mich in die Themen sanft gleiten, die mir Sicherheit und Freude bereiten.
Und noch zu allem und eh schon geplant, kommt die Fastenzeit dazu. Vegan lebe ich sowieso, keine Weizenprodukte, kein raffinierter Zucker und kein Alkohol für mindestens sechs Wochen. Also keine entzündungsfördernden Lebensmittel.
Ich arbeite direkt weiter. Habe nur ein paar Tage frei nehmen müssen um meine Familie zu unterstützen. Kein Stillstand.
Und trotzdem geht das Leben weiter wie gewohnt.
Nur bewusster, verletzlicher aber irgendwie auch stärker und reflektierter.
Und hier habe ich kurzerhand entschieden; es wird einen Teil 2 geben.
Eigentlich war es nicht geplant so viel über mich zu schreiben. Doch ganz nach dem Motto: “Practice what you preach” war das vielleicht ein Einblick um mein Anliegen EUCH da mit zu nehmen glaubwürdig zu machen.
Und berechtigt fragst Du Dich: Was hat das alles mit Yoga zu tun?

Pratyahara. Der Rückzug der Sinne. In der yogischen Philosophie beschreibt Pratyahara den bewussten Rückzug der Sinne. Das nach innen Lenken der Aufmerksamkeit. Es ist die fünfte Stufe des achtgliedrigen Pfades nach Patanjali und wird oft als Brücke zwischen dem äußeren und dem inneren Yoga beschrieben. Im Alltag sind unsere Sinne ständig nach außen gerichtet: Wir hören, scrollen, riechen, schauen, schmecken, reagieren. Alles zieht unsere Aufmerksamkeit und oft betäuben wir oder wir verlieren uns darin. Pratyahara lädt uns ein, genau diesen Prozess umzukehren. Wir wenden uns dem Inneren zu. Das ist das, was die YogalehrerInnen auch mit “schau nach Innen” meinen.
Es bedeutet nicht, die Welt ganz auszublenden oder sich abzuschotten. Es bedeutet, eine Pause einzulegen von der ständigen Reizüberflutung. Die Augen zu schließen. Den Ton auszuschalten. Den Fokus wieder dahin zu lenken, wo er selten ruht: nach innen und mal zu schauen, was ist da so los?!
Und genau das fällt uns oft schwer. Denn dort begegnen wir nicht nur Ruhe, sondern auch Unruhe. Nicht nur Frieden, sondern manchmal auch Schmerz. Aber in dieser bewussten Stille liegt eine große Kraft! Pratyahara ist kein Rückzug im Sinne von „Weglaufen“, sondern ein mutiger Schritt hin zu uns selbst.
Bis gleich! Magalie :)
Comments